Wie sinnvoll ist Ökostrom wirklich?

Die Energiepreise sind am explodieren, Deutschlands Abhängigkeit von Russlands Energieressourcen, insbesondere Erdgas, leider Gottes viel zu hoch. Die Lösung: Ökostrom muss her. Doch wie sinnvoll ist ein Wechsel zu Ökostrom wirklich? shiftee klärt auf.

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom!

Ein Wechsel zu Ökostrom, das klingt sinnvoll und richtig, zukunftsweisend und nachhaltig. Doch was sich hinter den meisten Ökostromtarifen versteckt ist leider alles andere als nachhaltig. 

Da der Begriff „Ökostrom“ rechtlich nicht geschützt ist, können konventionelle Stromproduzenten Strom aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdgas und Erdöl als grünen Ökostrom verkaufen. Dies geschieht vor allem durch den Ankauf von sogenannten Herkunftsnachweisen

Was ist echter Ökostrom?

Um die Problematik zu verstehen, sollten wir zunächst einmal klären was man unter Ökostrom versteht. Unter Ökostrom versteht man Strom, der zu 100 % aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde. Dazu zählen Wind- und Wasserkraftwerke, Biogasanlagen oder Photovoltaik sprich Solaranlagen. Nun sollte man meinen, wenn man einen Ökostromtarif bei seinem Anbieter bucht, dass der Strom den man bezieht aus eben diesen erneuerbaren Energien gewonnen wurde. Doch dem ist nicht immer so. 

Zunächst einmal stammt der Strom, den man bezieht, unabhängig vom jeweiligen Stromtarif, aus dem nächstgelegenen Kraftwerk. Verbraucher, die Ökostrom beziehen erhalten ebenfalls diesen Strom aus dem nächstgelegenen Kraftwerk, aber sie haben die Garantie, dass ihr Stromanbieter für ihren Ökostrom einen sogenannten Herkunftsnachweis eingekauft hat.

Garantieren Herkunftsnachweise Ökostrom?

Das Prinzip funktioniert folgendermaßen: Für jede produzierte Kilowattstunde Strom aus erneuerbaren Energien wird ein Herkunftsnachweis erstellt. Da der meiste Strom aus erneuerbaren Energien allerdings in Ländern wie z.B. Norwegen produziert, kommen daher auch die meisten Herkunftsnachweise von Ökostrom.

So stammt rund 95% des in Norwegen produzierten Stroms aus Wasserkraftwerken. Die Bewohner Norwegens wissen dies natürlich und machen sich über Begriffe wie Ökostrom und aus welchen Quellen sie ihre Energie beziehen daher wenig Gedanken. In Deutschland sieht das aber anders aus. 

Nachhaltig interessierte Verbraucher möchten etwas für ihre Umwelt tun und daher sinnvollen Ökostrom beziehen. So kommt es, dass der Strom der in Norwegen produziert wird mittels der Herkunftsnachweise an deutsche Stromanbieter verkauft werden kann. 
Für genau die Menge Energie, die aus ökologischer Produktion stammt, im Fall von Norwegen aus Wasserkraft, wird jeweils ein Herkunftsnachweis verkauft. 
Stromanbieter aus Deutschland können dann genau diese Menge an Ökostrom weiterverkaufen, die auf dem Papier (dank Herkunftsnachweis) auch wirklich produziert wurde. Allerdings natürlich nicht von ihnen. So kommt es, dass der Ökostrom doppelt gezählt wird: einmal auf dem Papier in Deutschland und nochmal in Norwegen, da die Bevölkerung weiß, dass ihr Strom physikalisch aus dem nächsten Wasserkraftwerk kommt.

Kohlekraftwerke auf einer Wiese
So sieht es aus wenn vermeintliche „Ökostrom“-Anbieter ihren Strom produzieren und diesen Grünwaschen ©pixabay

Der „Ökostrom“-Anbieter kann so munter fröhlich weiter seinen Graustrom aus fossilen Brennstoffen produzieren und ins Netz einspeisen. In den Ausbau erneuerbarer Energien muss er allerdings nicht investieren, denn er hat ja bereits den Nachweis für seinen Ökostrom. Ein klarer Fall von „Greenwashing.“

Das heißt Ökostrom ist gar kein echter Ökostrom?

Nein. Ganz so stimmt diese Aussage natürlich nicht. Ja es ist wahr, dass durch den Handel mit Herkunftsnachweisen herkömmlich produzierter Strom aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdgas oder Mineralöl als Ökostrom verkauft werden kann, sofern die Anbieter eben für diese Menge an ausgegebenen Strom einen Herkunftsnachweis erworben haben. 

Allerdings gibt es auch Stromanbieter, die echten Ökostrom anbieten. Das bedeutet, dass diese Anbieter einen Teil der Erlöse aus ihren Ökostromtarifen in den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland investieren oder auf andere Weise zur Energiewende beitragen. In diesem Fall ist Ökostrom sinnvoll und man hat als Verbraucher die Möglichkeit sich aktiv an der Energiewende zu beteiligen.

Wie tragen echte Ökostromanbieter zur Energiewende bei?

Ausbau erneuerbarer Energien: Die erste Möglichkeit ist wie bereits erwähnt, die Investition in den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland. So verpflichten sich Anbieter von echten Ökostromtarifen einen Teil des Erlöses in den Ausbau von Wind- und Wasserkraftwerken, Biogasanlagen oder Solaranlagen zu investieren. 

Weitere Energieprojekte: Neben dem Investment in erneuerbare Energie unterstützen Anbieter von echtem Ökostrom teilweise auch weitere Energiewende-Aktivitäten wie z.B. Energiesparmaßnahmen, Mietstrommodelle oder E-Mobilität.

Keine Kohle für Kohle: Ein letztes wichtiges Erkennungsmerkmal von echtem Ökostrom ist die Distanzierung von Kohle-und Atomkraftwerken. So erhalten nur Ökostromanbieter Labels für echten Ökostrom, die sich finanziell nicht an Kohle- oder Atomkraftwerken beteiligen. 

Wie erkenne ich echten, sinnvollen Ökostrom? 

Der Unterschied zwischen Ökostrom und echtem Ökostrom sollte nun geklärt sein, die Frage die sich nun allerdings als Verbraucher auftut ist: Wie erkenne ich denn echten Ökostrom? Und ist es sinnvoll Ökostrom zu beziehen?
Um hier eine klare Unterscheidung zu treffen sollte man bei der Wahl des Ökostromtarifs vor allen Dingen auf zwei Labels setzten

Ok-power Label

Das ok power Label gibt eine Garantie dafür, dass sich die Stromanbieter aktiv an der Energiewende beteiligen. ©ok power

Das ok-power Label garantiert, dass der Strom des gewählten Tarifs zu 100 % aus erneuerbaren Energiequellen stammt. Ebenfalls wird eine finanzielle Beteiligung an Atom-und Kohlekraftwerken klar ausgeschlossen und das Label gibt eine Garantie, dass sich die Stromanbieter aktiv und kontinuierlich an der Energiewende beteiligen, durch beispielsweise die Förderung neuer Anlagen oder Energiewendeprojekte.

Grüner- Strom Label

Das Grüner Strom Label garantiert Strombezug aus 100% erneuerbaren Energien und keine Beteiligung an Atom- oder Kohlekraftwerken ©Grüner Strom

Bei diesem Label wird ebenfalls garantiert, dass der bezogene Strom zu 100 % aus erneuerbaren Energien stammt. Darüber hinaus verpflichtet sich der Stromanbieter pro verkaufter Kilowattstunde Strom einen festen Betrag in den Ausbau erneuerbarer Energien zustecken. Analog zum ok-power Label wird auch das Grüner-Strom Label an kein Unternehmen vergeben, das an Atom- oder Kohlekraftwerken beteiligt ist. 

Um wirklich sinnvollen Ökostrom zu beziehen sollte man bei der Wahl des Ökostromanbieters daher vor allem auf die Kennzeichnung mit einem dieser Labels achten. Es gibt zwar noch einige weitere Ökostromlabels, allerdings mit weniger strengen Kriterien.

Möchtest du erfahren, ob dein Anbieter echten Ökostrom liefert? Dann schau jetzt gleich in unserem Anbietercheck nach.

Wie sinnvoll ist nun Ökostrom? – 4 Gründe zu wechseln

Wir haben nun erfahren, dass Ökostrom nicht gleich Ökostrom ist und dass der Strom, den wir im eigenen Haushalt beziehen ohnehin aus dem nächstgelegenem Kraftwerk kommt, das unter Umständen auch ein Kohle- oder Atomkraftwerk sein kann. Warum dann noch zu Ökostrom wechseln? Welchen Einfluss hat ein Wechsel?

1.Persönlichen C02-Fußabdruck verringern

Der Stromverbrauch im eigenen Haushalt macht rund 6 % des eigenen Co2 Fußabdrucks aus. Das klingt zunächst wenig, doch pro Person lassen sich durch einen Wechsel zu echtem Ökostrom so rund 0,7 Tonnen Co2 pro Jahr einsparen. Das ergibt für einen 4-Personen Haushalt 2,8 Tonnen Co2 Einsparung. Das ist etwas so viel Kohlenstoffdioxid wie man durch ein Jahr Auto fahren (15.000 km) ausstoßen würde. 

2. Den Kohleausstieg beschleunigen

Klar, der Kohleausstieg und die Beschleunigung der Energiewende sind Politiksache. Doch wo keine Nachfrage, da auch kein Angebot. Und so kann jeder Einzelne von uns einen Beitrag leisten und Teil der Energiewende werden. Je mehr Menschen zu echtem Ökostrom wechseln, um so weniger Geld wird weiterhin in Erdgas, Kohle-oder Atomkraft gesteckt. Und nur gemeinsam können wir es schaffen.

3. Mehr erneuerbare Energien in Deutschland

Neben dem aktiven Ausstieg aus fossilen Energieträgern, bedarf es natürlich auch einem Investment in neue, nachhaltige Energien wie Wind-, Wasser- oder Solarkraft. Mit einem Wechsel zu Ökostrom unterstützt ihr dabei mit eurem (monetärem) Beitrag den Ausbau eines erneuerbaren und zukunftsfähigen Energienetzes. 

4. Das gute Gefühl das RICHTIGE zu tun

Ein Umstieg auf Ökostrom ist nicht nur eine finanzielle Unterstützung, vielmehr ist es auch ein Zeichen. Ein Zeichen für die Umwelt, ein Zeichen für die Zukunft, ein Zeichen GEGEN den Klimawandel und ein Zeichen FÜR unsere Welt und nachfolgende Generationen. Mit dem Wechsel zu echtem Ökostrom könnt ihr einen aktiven Beitrag leisten und euch damit gut fühlen. Den wer GUTES tut, dem wird GUTES widerfahren.