EU-Taxonomie gefährdet die Energiewende

Die geplante EU-Taxonomie deklariert Nuklear- und Erdgasenergie als ökologisch nachhaltig und gefährdet damit die Energiewende. Durch die Förderung von schmutzigen Technologien fehlt das Geld an anderen Stellen und die Umstellung auf klimaneutrale und zukunftsfähige Energiequellen wird erschwert.  

Atomkraftwerk in der Abendsonne.
Abb. 1: Das wird von der EU-Kommission als ökologisch nachhaltig definiert.

Wieso die EU-Taxonomie relevant ist

In der EU-Taxonomie wird festgelegt, welche wirtschaftlichen Tätigkeiten und Projekte ökologisch nachhaltig sind. So sollen Investitionen in nachhaltige Aktivitäten gelenkt werden und dabei unterstützen die Energieziele für 2030 zu erreichen. Die EU-Taxonomie soll vor allem für Unternehmen, Investoren und politische Entscheidungsträger geeignete Definitionen dafür liefern, welche Wirtschaftstätigkeiten als ökologisch nachhaltig angesehen werden können. Auf diese Weise soll sie Sicherheit für Investoren schaffen, private Anleger vor Greenwashing schützen, Unternehmen helfen, klimafreundlicher zu werden und dazu beitragen, Investitionen dorthin zu lenken, wo sie am dringendsten benötigt werden.

Um die Energiewende zu stemmen, braucht es Investitionen in zukunftsorientierte Technologien. Nicht nur institutionelle Investoren verlassen sich auf Nachhaltigkeitslabel der EU, sondern auch private Investoren versuchen vermehrt ihr Geld nachhaltig anzulegen. Die EU-Taxonomie hat also erheblichen Einfluss darauf, ob und wie sich Projekte finanzieren lassen. Nicht nur werden so saubere Technologien besser gefördert, sondern auch veraltete Technologien mit wenig Zukunft werden unwirtschaftlicher. 

In dem kürzlich veröffentlichten Vorschlag der EU-Kommission sind Kernenergie und Gasinfrastruktur als nachhaltig deklariert. Das hat zur Folge, dass weiterhin und in einigen Fällen sogar unwissend in Technologien investiert wird, die fundamental nicht nachhaltig sind.

Erdgas ist kein zukunftsfähiger Energieträger

Das Verbrennen von Erdgas inklusive der dafür notwendigen Transportinfrastruktur erzeugt annähernd so viel klimaschädliche Treibhausgase wie die Kohleverbrennung. Deshalb ist Erdgas keine zukunftsfähige Technologie zur Energieerzeugung und sollte dementsprechend auch nicht in der EU-Taxonomie als solche definiert werden. Das setzt falsche Zeichen. Gaskraftwerke haben Vorteile und sollten auch nicht von heute auf morgen abgeschaltet werden. Sie werden in Zukunft mithilfe von nicht fossilen Brennstoffen wie grünem Wasserstoff in klimaneutralen Stromnetzen weiterhin eine Rolle spielen, um zeitliche Versorgungslücken von anderen erneuerbaren Energiequellen zu schließen. Allerdings spezifiziert der jetzige Vorschlag der EU-Taxonomie nicht diesen einen Anwendungsfall, sondern deklariert die fast uneingeschränkte Nutzung von Erdgas in den nächsten Jahren als ökologisch nachhaltig und hilfreich. Das ist Greenwashing und raubt so die Chance auf größere Investitionen in wirklich nachhaltige Technologien.

Warum Kernenergie nicht in die EU-Taxonomie gehört

Der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission definiert auch Kernenergie als zukunftsfähige Technologie und damit als ein nachhaltiges Investment. Bekannterweise geht Kernenergie jedoch mit massiven Risiken für Mensch und Umwelt einher. Beispielsweise durch den problematischen Uranabbau, die Gefahr schwerer Unfälle während des Betriebs oder in der Endlagerung des radioaktiven Atommülls. Die Bedingung der EU-Kommission ist einzig, dass bis zum Jahr 2050 ein Konzept vorliegt, wie mit dem radioaktiven Müll umgegangen wird. Dazu kommt, dass erneuerbare Energien schon heute deutlich günstiger sind als Atomenergie.

Grafik zeigt die Preise von verschiedenen Energiequellen. Nuklearenergie ist deutlich teurer als Solar- und Windenergie. Grundlage für die EU-Taxonomie
Abb. 3: Nuklearenergie ist weder ökologisch noch zukunftsfähig. Die Umweltrisiken und die ansteigenden Preise sprechen dagegen Nuklearenergie in die EU-Taxonomie mit aufzunehmen.

Wie es weiter geht

Der derzeit vorliegende Vorschlag wird aktuell von den Regierungen der EU-Mitgliedsstaaten evaluiert und kommentiert. Basierend auf diesem Feedback wird in den nächsten Wochen ein finaler Vorschlag formuliert, über den dann der Europäische Rat und das Europäische Parlament abstimmen. Für shiftee ist klar, dass Nuklearenergie und Verbrennung von Erdgas keine Zukunft haben und dementsprechend verwandte Technologien nicht in die EU-Taxonomie mit aufgenommen werden sollten. Damit die Energiewende gelingt, müssen wir auf wirklich nachhaltige Energieerzeugung setzen, wie Wind-, Wasser- und Solarkraft.

Die EU-Taxonomie ist ein Beispiel dafür, dass internationale Nachhaltigkeitslabel nicht immer das bewahren, was man erwartet. Häufig ist es besser, selbst zu überprüfen, ob solche Labels mit den eigenen Werten übereinstimmen. Mit dem Ökostrom in Deutschland verhält es sich ähnlich wie mit der Taxonomie. Ökostrom ist kein geschützter Begriff und die meisten Ökostromanbieter in Deutschland bringen keinen Mehrwert für die Energiewende. Wieso das so ist, erfährst Du hier. Und ob Du mit Deinem jetzigen Stromanbieter, die Energiewende förderst, kannst Du im Anbietercheck überprüfen. Falls das noch nicht der Fall ist, kannst Du über shiftee einen „echten Ökostromanbieter“ finden, mit dem Du die Energiewende voranbringst. So stellst du sicher, dass dein Geld ausschließlich in wirklich zukunftsfähige Technoligen fließt. Wenn die Taxonomien und Labels es nicht schaffen, muss der Verbraucher es selbst in die Hand nehmen.